Nach vielen urbanen Stunden in Mexiko Stadt sehnte ich mich nach entlegenen, ruhigen Orten - Freiraum und Weite in der sich die eigenen Blicke verlieren. Wir folgten dem Ruf der Anden.

Unser Weg führt uns zu dritt über Kopfschmerzen bereitende Pässe und erschreckend abgeschmolzene Gletscher. Vorbei an kleinen strohgedeckten, runden Steinhütten, in denen Meerschweine auf der Kochtopfflucht über den Boden wuseln. Türkisblaue Lagunen säumen den Weg durch tiefe teils finstere, teils grüne Schluchten und hunderte Alpakas grasen in den unzähligen Tälern ringsum.

Wir erreichen in der Dunkelheit ein Dorf in dem die Einführung der Elektrizität gefeiert wird. Als wir am nächsten Morgen zwischen Alpakas in deren Gehege aus dem Zelt kriechen, genießen wir frisch gekochte, einheimische Kartoffeln und beobachten den unaufhaltsamen Lauf der "Elektro-Party". Fünf Männern ist der Alkohol nicht ausgegangen und sie vergnügen sich damit, ihre Hüte gegenseitig auf die Hausdächer zu werfen.

Der mutmaßliche Weg führt nahe einem eindrucksvollen Gletscher vorbei und führt uns auf Irrwegen zu einem blutroten Lehmdorf, das mit dem gleichfarbigen Umfeld verschmilzt. Die schneereichen Nächte überraschen uns und die farbenfrohe Landschaft des Vorabends erscheint am Morgen in einem facettenreichen weiß. Einheimische flitzen barfuss auf Sandalen durch den Schnee.

 

 

 

Die Gedanken haften noch an den Erinnerungen der Anden, als wir uns urplötzlich in einer Sandwüste nahe dem Pazifik befinden. Unsere Füße durchbrechen die Salzkruste der Sanddünen. Nach unzähligen lang gezogenen Sandhügeln erblicken wir das Meer, wie es kraftvoll auf die in der Abendsonne orange leuchtenden Klippen bricht. Verwirrenderweise fahren wir auf dem Rückweg von der Küste auf einem LKW voller Muscheln mit Fischern durch die Wüste, um unseren Weg ins Landesinnere fortzusetzen.

Großartige Inkaruinen, subtropische Gebirgslandschaft und endlose Salinen-Terrassen spuken in unseren Köpfen, als wir am Titikaka-See die Grenze zu Bolivien überschreiten. In La Paz begeben wir uns auf einen Hügel am Rand der Stadt, als ein Großstadt-Schamane aus seinem Zelt krabbelt und die Geister beschwört. Es ist Tag der Toten - auf dem Friedhof trinken wir auf das Wohl der Verstorbenen. Deren Schädel liegen geschmückt auf Decken, umringt von Freunden und Bekannten, die dem Schädel glimmende Zigaretten einflößen. Die Stadt gleicht einem Meer roter Backsteine die im Abendlicht aufleuchtet, bevor sie in der Dunkelheit verschwindet.

 

 

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